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Tatsiana Zelianko: Piano Works

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Artikelnummer: NEOS 11718 Kategorien: ,
Veröffentlicht am: September 15, 2017

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TATSIANA ZELIANKO – KLAVIERWERKE

Huit préludes für Klavier op. 4 (2009)

Meine zwischen den Jahren 2005 und 2009 entstandenen Préludes sind eine Sammlung von 10 Stücken. Nur die Préludes N° 3 und N° 9 sind in der vorliegenden Einspielung nicht enthalten. Die Komposition dieser Stücke ist eng mit zwei verschiedenen Phasen meines Lebens verbunden. Ich unterteile sie daher nach chronologischer Reihenfolge in zwei Gruppen.

Die erste Gruppe besteht aus den Préludes Nos 1, 2, 5 und 6. Sie sind meine ersten Kompositionsversuche aus meinem letzten Studienjahr in Weißrussland. Einige Jahre später ist die Kompositionstechnik dieser Stücke komplexer geworden, ohne dass sich das jedoch auf die musikalische Grundidee der einzelnen Stücke ausgewirkt hätte.

Die zweite Gruppe umfasst die Préludes Nos 3, 4, 7, 8, 9 und 10. Sie entstanden zu Beginn meines Studiums am Conservatoire de la Ville de Luxembourg unter der Obhut des Luxemburger Pianisten, Komponisten und Dirigenten Alexander Müllenbach.

Die Préludes sind eine Hommage an das Genre des romantischen Präludiums und an die Improvisationskunst am Klavier, und sie rufen beim Hörer poetische, leidenschaftliche bzw. trostlose Bilder hervor, die jeden das sehen lassen, was zu ihm passt und ihn begeistert.

Illusioni für Klavier (2016)

Das Stück, ein Auftrag des Centre culturel de rencontre Abbaye de Neumünster in Luxemburg, ist der russischen Pianistin Alexandra Matvievskaya gewidmet.

Illusioni ist ein Zyklus aus sechs Miniaturen mit postimpressionistischen Farben und Einflüssen der Postmoderne, der die Befreiung des harmonischen Klangs in der Ästhetik meiner Musiksprache symbolisiert. Das Material beruht auf einer imaginären Folklore, die nicht nur daraus besteht, »ein paar volkstümliche Melodien zu erfinden«, wie Béla Bartók es nannte, sondern auch verschiedene Musiken zu erschaffen, die aus unterschiedlichen Kulturen kommen.

Die Ästhetik der imaginären Folklore, die ich im Zyklus Illusioni gesucht habe, hat ihre Wurzeln in meiner eigenen Kultur: in den von der modernen Stilistik der europäischen zeitgenössischen Musik des 21. Jahrhunderts beeinflussten russischen, weißrussischen und polnischen Volksmusiken. So versuche ich mich an neuen, reineren, transparenten und manchmal tonalen Klangstrukturen, die auf dem Prinzip der Variation basieren. Die Motive werden einer Vielzahl von Veränderungen, von Modulationen unterzogen und ergeben dadurch eine eigene rhythmische Akzentuierung. Als musikalische Idee wird der Zyklus zu einer inneren Reise durch die Volksmusiken, die meine musikalische Welt formten.

N° 1: Die bedrückende Verschlossenheit eines feierlichen Themas, gleich einem einsamen, erbarmungslos skandierten Choral, kündigt vor dem Hintergrund eines rhythmischen Motivs in der linken Hand einen wilden, unaufhaltsamen Abstieg zu Gedanken an, die in den Bann ziehen und in den Bann gezogen werden. Die Konturen des Themas bleiben in ihrem Charakter einförmig und unwandelbar, wie ein Wiegenlied, das mich zum Unendlichen hintreibt. Auf seinem Höhepunkt eine willkürliche, aber hypnotisch wirkende Woge: Die Tragödie offenbart sich niemals im Stillen.

N° 2: Ich höre eine melancholisch klingende Ballade, die an slawische Guslis erinnert. Das Bild des ersten Abschnitts nimmt vor meinen Augen immer klarer Gestalt an und versetzt mich in die mythische Epoche der »Kiewer Rus«. Der Klang ist weich und wogt hin und her. Die schillernden Arpeggi kündigen auch kaum spürbar eine drohende Qual an. Im zweiten Abschnitt lässt mich ein stürmischer Ritt mit seinen ungeduldigen, unerbittlichen Akkorden in beharrlichem, immer lauter werdendem Rhythmus zusammenzucken, bis der Höhepunkt erreicht ist.

N° 3: Ein architektonisches Tempo, ein ekstatisches Prestissimo: die Kadenz, aufgeladen mit einer frenetischen Melodie, die sich auf Verzierungen auswirkt, welche in den schnellen, absteigenden Passagen als 1/32tel Sextolen versteckt sind. Die Entspannung währt nur kurz, und das a piacere ist wie ein Funke knapp vor dem Verlöschen. Meine Aufmerksamkeit folgt den expressiven Veränderungen in der rechten Hand, die die der Qual und des Schmerzes einer Klarinettenstimme in der Klezmer-Tradition sind.

N° 4: Ein solistischer Gesang voll zarter Nostalgie zerstört meine Seelenruhe:
I bear it in my living soul
Like a torch-flame ever bright for me,
That through deaf darkness to my goal,
Midst vandals it may lighten me.
With it lives my thought-family.
Bringing dreams of sincerity.
And its name, all-in-all must be
My native land, my heritage.
[Yanka Kuala, Auszug aus dem Gedicht From Forebears’ Ages, Long Since Gone]

N° 5: Elektrokardiogramm als Grundrhythmus, das Herz erwacht wieder zum Leben … Die Rolle der wiederholten Note in diesem »Intermezzo« beschränkt sich nicht auf die der Begleitung, sondern ist ganz eins mit den »heroischen Rufen« der Stimme in der Melodie. Diese Verschmelzung stellt eine Art Spannung her. Vorübergehende Gelassenheit: Das Crescendo in den Noten lässt Fragen aufkommen. Das Stück ist so komponiert, dass das Klavier wie eines der schönsten traditionellen weißrussischen Instrumente klingt – das tsimbali.

N° 6: In dieser transparenten, unverstellten Musik gebe ich ein feierliches Hochgefühl wieder, um das Gefühl von Liebe und Ruhm auszudrücken. Zusammen mit unendlich oft aneinandergereihten und plötzlich aufwirbelnden Noten führt das zu Hell-Dunkel-Kontrasten. Indem sie Sterne oder auch Blitze in die Luft schreiben, haben diese Illusionen die besänftigende Wirkung von Frauenstimmen. Aber ist die letzte Illusion schlussendlich nicht die, zu glauben, dass man sie alle verloren hat?

Frida Kahlo »The Frame« Bercée par le gouffre für Klavier (2013)

Das Stück entstand im Auftrag des Dritten Internationalen Symposiums für Outsider-Kunst in Luxemburg 2013 in Zusammenarbeit mit dem Centre Kompass Luxembourg.

Die Komposition ist von dem Gemälde The Frame (»Der Rahmen«, Selbstporträt, 1938) der Malerin Frida Kahlo inspiriert. Die Musik versucht einen Blick auf eine Seite im Werk Frida Kahlos zu werfen, die als Tagebuch ihrer gepeinigten Seele dargestellt wird und dabei die Gefühle durch einen eigenen musikalischen Ausdruck widerspiegelt. Der Untertitel Bercée par le gouffre (Vom Abgrund eingelullt) wurde von mir hinzugefügt, um damit die dunkle Seite der musikalischen Idee zu betonen. In dem in freier Form konstruierten Stück tauchen nacheinander drei musikalische Elemente auf:
1. ein harmonisches
2. ein rhythmisches
3. ein melodisches.

Das Stück beginnt mit einem Auftakt sul cordiera, gefolgt vom ersten Element, das ich »oiseaux criants« nenne (»Schreiende Vögel«; das Bild des Papageis inspiriert Frida Kahlo ihr ganzes Leben lang und taucht auch in ihrem Gemälde The Frame auf). Dieses Motiv entwickelt sich durch eine Abfolge pulsierender, schneller Passagen weiter, die das Gefühl drohender Angst ausdrückt (Takt 1–5).

Die erste Idee mit ihrem eröffnenden Charakter endet mit extremer Intensität in einer molto accel. Stelle und geht in Register über, die im Gegensatz zu Takt 5 stehen. Darauf folgt ein zweites Element in Takt 6, dargestellt durch eine rhythmische, synkopische Formel mit pulsierendem, nervösem Charakter. Sie taucht im Stück später in Form eines rhythmischen Ostinatos, der für die physischen Leiden der Malerin steht, wieder auf.

Ab Takt 10 lädt sich die Musik mit einer immer größer werdenden Spannung auf, verwebt dabei die beiden ersten Elemente unaufhörlich miteinander und entwickelt sie weiter. Gegen Ende von Takt 12 beruhigt sich diese neu entstandene Struktur jedoch wieder, und in Takt 13, »Lugubre« (düster), taucht das dritte Element auf. Dieses ist eine bedeutsame, aber kaum erkennbare Reminiszenz an den Marche funèbre aus der Klaviersonate Nr. 2 op. 35 von Frédéric Chopin, ein bedeutsamer Satz mit einem der ergreifendsten Bilder der Verzweiflung.

Tatsiana Zelianko
Übersetzung: Monika Kalitzke

Programm:

Huit préludes pour piano op. 4 (2009) 23:20

[01] N° 1 03:17
[02] N° 2 01:15
[03] N° 4 05:07
[04] N° 5 02:35
[05] N° 6 01:03
[06] N° 7 03:51
[07] N° 8 02:55
[08] N° 10 03:17

[09] Frida Kahlo “The Frame” Bercée par le gouffre pour piano (2013) 06:43

Illusioni pour piano (2016) 27:39

[10] I 06:24
[11] II 05:30
[12] III 04:22
[13] IV 05:04
[14] V 01:41
[15] VI 04:38

total playing time: 58:08

 

Alexandra Matvievskaya, piano

 

World Premiere Recordings

 

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