,

Dan Dediu: Piano Pieces

17,99 

+ Free Shipping
Artikelnummer: NEOS 10713 Kategorien: ,
Veröffentlicht am: Februar 1, 2008

Infotext:

KARNEVAL DER INSEKTEN
Dan Dediu spielt Klaviermusik von Dan Dediu

Dan Dediu wurde 1967 in Braila/Rumänien geboren, in einer Stadt, über die nichts zu berichten ist. Mit dreizehn Jahren kommt er in die rumänische Hauptstadt, ans Bukarester Musikgymnasium. Es ist Winter und die Heizung ist mal wieder ausgefallen – die Mangeljahre haben schon begonnen.

Im eiskalten Kämmerchen setzt sich Dan Dediu ans Klavier und erfindet eine akustische Gegenwelt zur Lebenswirklichkeit unter dem Regime, das mit dem Namen des Diktators Ceaucescu verbunden bleibt. Der Raum füllt sich mit Klängen, die der junge Pianist dem Repertoire der so genannten klassischen Musik entnimmt: Aus ihnen fantasiert er – bis heute – ein Reich der Illusion: eine »postneoklassizistische« Welt farbiger Träume.

In ihnen verflechten sich Vergangenheit und Gegenwart zu einem der Zeit enthobenen magisch-utopischen Ort, der auch von Schatten weiblicher Figuren der Weltliteratur belebt wird. In seinem Zyklus Idyllen und Guerrillen stehen sich zwei Prinzipien gegenüber. Die lyrischen Huldigungen an Inventionen von Cervantes, Goethe oder Shakespeare werden mit einer Rubato-Melodik in diatonischer Diktion gezeichnet.

Als antagonistisches Pendant erfindet Dan Dediu ein komplementäres Genre: »Guerrillen« – Streitstücke, die im tempo giusto chromatische Visionen der Geisterwesen enthüllen.

Die Postmoderne ist in Rumänien ein bewährtes Kulturgut. Schon George Enescu jonglierte gleichzeitig in mehreren Stilen, ohne diesen ein hierarchisches Gefälle zu geben. Dan Dediu setzt diese Haltung – nun schon als Tradition – fort. Aber er ist kein musikalischer Altphilologe.

Er schreibt keine Inventarlisten klassischer musikalischer Gesten, sondern kombiniert sie mit scharfer Geistesgabe und durchsetzt sie mit fremden Zutaten. Wie im Klavierzyklus Lévantiques. Sei es, dass in Bêtes nostalgiques ein Passacaglia-Thema in der linken Hand auf eine seltsam verformte, pseudobarocke Melodie in der rechten Hand trifft, die im Diskurs über das Geräusch klatschender Hände ausgelöscht wird.

Oder wie in Le vent du Transylvanie mit seinen Wasserfall- und Vulkangesten aus Debussys Le vent dans la plaine: eine geheime Filigranmelodik, alles filtriert und gemixt durch imaginäre, jazzy Akkordpakete – ein fernes Echo auf Griegs Klavierkonzert.

Robuster geht es auch, wie in Rock’n’roll des bogomiles. Oder hypnotisch wie in Les barricades mystérieuses – reloaded, in der mit einer Figur aus François Couperins homonymem Stück Spinnfäden gleich ein subtiles Netz gewebt wird.

Als Dan Dediu seine musikalische Sprache profiliert, ist Rumänien schon auf dem Weg zu einer offenen, demokratisch orientierten Gesellschaft. Gleichzeitig sind noch einige Institutionen aktiv, die in realsozialistischer Zeit – in oft widersprüchlichen Situationen – die Entstehung zeitgenössischer Kunstmusik animiert haben.

Vor allem der Komponistenverband und der Rumänische Rundfunk mit seinen Klangkörpern. So kann sich Dan Dediu schon früh sinfonisch erproben und ein ganz unverkrampftes Verhältnis zur großen Form entwickeln. Eine Haltung, die er in seiner Vierten Klaviersonate auf die Tastatur überträgt.

Dan Dediu hat eine Obsession für Form und Harmonie. Seine Leidenschaft führt ihn in ein dialektisches Labyrinth: im Großen intelligent kalkuliert, im Detail mit ornamentalen Irrwegen und fixen Ideen dekoriert. Sein opulentes Werk ist eine eigenwillige Blendung von großer Sonatenform und Variationszyklus. Aber das Thema ist komplex und die Variationen reflektieren jeweils einen Aspekt des Themas. Alles gruppiert um ein zentrales Trio ardente, das den zwei korrespondierenden Satzgruppen – Fuge, Capriccio, Arie, Capriccio, Menuett – als Achse dient.

Dan Dediu spielt mit Virtuosität, mit Lust am pianistisch Reizvollen. Er liebt den Witz, Komik und Ironie, auch Absurdes und Groteskes. In seiner Musik wird Rumänien zu einer Idylle: Auf einer imaginären pastoralen Wiese vollführt die linke Hand mit ballistischer Genauigkeit auf dem Klavier zwei charakteristische Gesten eines Insekts – Sprung und Flirren: The Grasshopper. Eine musikalische Insektenkunde.

Thomas Beimel

Programm:

15:34 Idyllen und Guerrillen op. 76 (1998)
für vier Hände

[01] Idylle: für Dulcinée
[02] Guerrilla 1
[03] Idylle: für Beatrice
[04] Guerrilla 2
[05] Idylle: für Ophelia
[06] Idylle: für Gretchen

[07] 06:42 The Grasshopper op. 112 (2006)
für die linke Hand (und…)

Aus dem Zyklus Lévantiques op. 64 (1997)

[08] 05:27 Bêtes nostalgiques
[09] 02:23 Le vent du Transylvanie
[10] 01:19 Rock’n roll des bogomiles

23:39 Sonata No. 4 op. 60 (1996)

[11] Fantasia (Tema)
[12] Fuga ferocissima (Var. I)
[13] Aria dolorosa (Var. II)
[14] Capriccio (C)Roma(n)tico (Var. III)
[15] Menuetto mutante – Trio ardente – Menuetto sdrucciolevole (Var. IV)
[16] Capriccio tridimensionale (Var. V)
[17] Aria guerriera (Var. VI)
[18] La Follia interrotta di una Fuga delicatissima (Var. VII)
[19] Fantasia enigmatica (Var. VIII)

[20] 03:45 Les barricades mystérieuses – reloaded (2006)

Gesamtzeit: 59:14

Dan Dediu, Klavier
Valentina Sandu-Dediu, Klavier(01–06)

Pressestimmen:


09.2008

Infopaket für Presse und Vertriebe »
(ZIP-Archiv, 2,7 MB)

Artikelnummer

Brand

EAN

Warenkorb

Die Website dient ausschließlich Demonstrationszwecken und ist mit der Neos Music GmbH abgesprochen.

X