Rudolf Kelterborn: Ensemble-Buch I – Musik mit 5 Trios – Gesänge zur Nacht

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Artikelnummer: NEOS 11903 Kategorie:
Veröffentlicht am: Juli 26, 2019

Infotext:

ENSEMBLE-BUCH I
Ein Zyklus mit Gedichten von Erika Burkart für Bariton und Instrumente (1990)

1. SONATA I (instrumental)

Zum Gedicht:
Acht Zeilen

Was mich am stärksten
verwandelt habe?
Immer wieder die Liebe,
die mich erhöht
und erniedrigt hat
und Schnee zurückliess
mit einer Fährte
weiss Gott wohin.

(Aus dem Band »Schweigeminute«)

2. WAS SOLL ICH ANTWORTEN

Was soll ich antworten,
Lichtstimme, Licht,
wenn du
durch ausgeglühtes Schweigen hindurch
den neuen Namen mir reichst?

(Aus den Bänden »Fernkristall«, »Die Transparenz der Scherben«)

Wem soll ich sagen, dass in der Nacht
das Funkeln der alten Sterne mich ängstigt,
und dass ich verwirrt bin, weil heute ein Tag ist, der vor tausend Jahren verging.

(Aus den Bänden »Partizipation«, »Die Transparenz der Scherben«)

3. LICHTMUSIK I

Gegenlicht in den Bergen

Licht
wurzelt mich aus,
treibt mich um,
ich suche
den blauen Mohn, ich weiss
der blaue Mohn ist verblüht.
Auf der Krete Hermes,
Abend-Silhouette,
er erscheint als Hirte
mit Hut und Stab.
Wo Lärchenleuchten
und Schnee sich begegnen,
geh ich hinein
in den Sonnenspiegel,
schwarz von Licht,
einsam
wie ein gespaltener Stein.

(Aus dem Band »Schweigeminute«)

4. NACHTSTÜCK I (instrumental)

5. LICHTMUSIK II

Sonnenaufgang

Unbefleckt geht die Sonne
hervor aus dem Berg,
schweigend schaue ich zu,
denn verlorengegangen
sind die Worte der alten
Lichtgesänge.
Von Blatt zu Blatt springt das Licht.
(Der) Schattenriss eines Vogels
zeitlos hiesig, Zen-Malerei.
(Der) Wind zieht Flügel
aus Wolkenkörpern,
nicht jeder Morgen hat einen Engel.
Ich folge ihm auf dem Taupfad
hinab in den Seele-ablistenden Tag.

(Aus dem Band »Schweigeminute«)

6. NACHTSTÜCK II (instrumental)

7. LICHTMUSIK III

Mittagstief

Ortlos der Sonne
glühweisser Spund,
der Kugelbusch zieht
seinen Schatten ein.
Gläsergleissen; der Weg
eine Durststrecke, weiss,
bis am Hügel
der goldblaue Kornhimmel aufgeht.
Hinaus saugt das Licht,
saugt dich ein, setzt dich ab
in einem andern Jahrtausend.
Gestaut die Stunde,
Lichtverwirrung und Schwermut.
Das ist die Zeit,
da die Liebenden sich
verloren gehn.

(Aus dem Band »Das Licht im Kahlschlag«)

8. ALLES GOLD

Alles Gold
holt der Strom sich zurück,
vom Stern, der dir zufiel,
erhält sich innen die Flugspur.

(Aus den Bänden »Glück«, »Die Transparenz der Scherben«)

9. SONATA II (instrumental)

Hommage à E. B.
Zum Gedicht:
In eigener Sache

In Weiss. Immer das Toten-, das Brautkleid.
Die Hand an der Wange,
halbgeschlossen die Lider,
lauscht sie der anderen Stimme,
sie selbst, sagt sie, möchte lieber nicht reden,
zu oft gestorben, zu viel gelebt,
es komme, sagt sie, eine Zeit,
da man nur noch mit sich
zu sprechen wage, zu schweigen,
schriftlich, sozusagen, und meist in Fragen.
Nichts hat sie so jäh
tief und andauernd erfreut
wie die Eitelkeiten der Erde:
das Trachten der Kunst, die Schönheit des Menschen,
Landschaften, ihre Linien und Farben,
blaue Blumen, rote Wolken. Musik.
Die Rituale des Lichts, seine Spiele auf Abruf,
das Frieseln und Schauern im Schatten
nach dem Buckeln und Kauern
unter steiler Sonne,
die Herzwärme von Kacheln,
wenn der Eissturm tobte –
und die unendlichen
Schwanenzüge des Schnees.
Geliebt hat sie die Liebe,
auch ihre Schmerzen,
das Verlorengehn im Geliebten,
um sich wiederzufinden
in einer anderen Spirale
dessen, was sich da abspult
als Leben.
Falls sie aus der Asche
auffliegen sollte,
will sie mit den Schwänen
zur Erde zurück.

(Aus dem Band »Schweigeminute«)

© Ernst Halter

 

MUSIK MIT 5 TRIOS (2016–2017)

Fünf Trios sind – möglichst getrennt – auf dem Podium platziert: zwei verschieden besetzte Streichtrios, ein Holzbläser- und ein Blechbläsertrio sowie ein Trio mit Harfe, Klavier und Schlagzeug.

Das Werk ist viersätzig:

1) Öffnung: Aus dem Tutti-Akkord des Anfangs entsteht die Trio-Struktur, wobei es im Verlauf der vier Sätze auch zu ganz anderen Ensemble-Bildungen kommt.

2) Chemin 1: Ein musikalischer Ablauf, sozusagen eine Wanderung, von einem Ausgangs- zu einem Endpunkt; »wechselnde Landschaften«, zum Teil mit ähnlichen Elementen.

3) Remember: Versteckte Zitate, u. a. Anklänge an meine 5 Madrigale und Gesänge zur Nacht. Geflüster nur als Geräusch-Element wahrnehmbar, die Texte aus den genannten Werken bleiben unverständlich.

4) Chemin 2: Wie Chemin 1 – jedoch in anderen Gegenden.

Das Werk ist dem Dirigenten Pierre-Alain Monot gewidmet.

Rudolf Kelterborn

 

GESÄNGE ZUR NACHT
Musik in drei Teilen für Sopran und Kammerorchester auf Gedichte von Ingeborg Bachmann und Erika Burkart (1978)

Es fällt mir immer schwerer, etwas über meine eigene Musik zu sagen; bei dieser »Musik für Sopran und Kammerorchester« ist es mir unmöglich. Es genügt, wenn man die Texte liest: Sie sind die wahren Kommentare zu dieser Komposition. Denn ich lasse mich eigentlich nicht von Texten zur Musik inspirieren, sondern ich suche meistens nach Texten, die meinen schon sehr konkret entwickelten musikalischen Vorstellungen entsprechen. Die Gesänge zur Nacht gehören in den Kreis einer Reihe meiner Kompositionen, die in nächtlich-phantastischen »Zwischenbereichen« angesiedelt sind.

Rudolf Kelterborn an Paul Sacher, November 1978

Programm:

Ensemble-Buch I (1990) 27:26
Ein Zyklus mit Gedichten von Erika Burkart für Bariton und Instrumente

[01] 1. Sonata I 04:31
[02] 2. Was soll ich antworten 03:14
[03] 3. Lichtmusik I 01:50
[04] 4. Nachtstück I 03:00
[05] 5. Lichtmusik II 03:41
[06] 6. Nachtmusik II 02:55
[07] 7. Lichtmusik III 02:26
[08] 8. Alles Gold 02:10
[09] 9. Sonata II 03:39

Robert Koller, Bariton

Live-Aufnahme

Musik mit 5 Trios (2016–2017) 19:12

[10] I Öffnung 03:28
[11] II Chemin 1 06:15
[12] III Remember… 05:46
[13] IV Chemin 2 03:43

Live-Aufnahme der Uraufführung

 

Gesänge zur Nacht (1978) 17:49
Musik in drei Teilen für Sopran und Kammerorchester auf Gedichte von Ingeborg Bachmann und Erika Burkart

[14] I 06:44
[15] II 05:59
[16] III 05:06

Sarah Wegener, Sopran

Live-Aufnahme

Gesamtspielzeit: 64:34

Musikkollegium Winterthur
Violine 1: Ralph Orendain [10–16] · Rahel Cunz [01–09] · Roman Conrad, Claudine Alvarez [14–16]
Violine 2: Pär Näsbom [01–16] · Anzhela Golubyeva Staub, Helge Netland [14–16]
Viola: Nicolas Corti [01–16] · Chie Tanaka, Severin Scheuerer, Ivona Krapikaite [14–16]
Violoncello: Cäcilia Chmel [01–16] · Françoise Schiltknecht [10–16] · Franz Ortner [14–16]
Kontrabass: Kristof Zambo [14–16] · Egmont Rath [01–16]
Flöte / Altflöte / Piccolo: Dimitri Vecchi [01–16]
Oboe / Englischhorn: Maria Sournatcheva [01–09] · Matthias Arter [10–13]
Klarinette: Sérgio Pires [14–16]
Klarinette / Bassklarinette: Armon Stecher [01–16]
Horn: Kenneth Henderson [01–09] · Gaëtan Lagrange [10–16]
Trompete: Ernst Kessler [01–16]
Posaune: Frédéric Bonvin [01–13] · Werner Keller [14–16]
Timpani / Schlagzeug: Kanae Yamamoto [01–09]
Percussion: Lorenz Haas [01–09] · Norbert Uhl [10–16]
Harfe: Katrin Bamert [01–16]
Klavier: Tamriko Kordzaia [01–09] · Simone Keller [10–16]

Pierre-Alain Monot Dirigent

 

Pressestimmen:


1/2/2020

Kelterborn live

Das Musikkollegium Winterthur hat beim profilierten Label NEOS eine Portrait-CD mit Werken von Rudolf Kelterborn herausgebracht, alles Live-Aufnahmen mit ausgezeichneten Interpreten. (…)

Unter der Leitung des versierten Dirigenten Pierre-Alain Monot, dem das Werk (Musik für 5 Trios) gewidmet ist, entfaltet sich ein vielschichtiges Neben- und Miteinander. (…) Man hört gebannt zu, vor allem auch, weil das Musikkollegium sehr aufmerksam und mit poetischer Intensität spielt. (…)

Kelterborns Musik fordert eine hohe Musikalität von den Interpreten, die die schillende Licht-Dunkel-Atmosphäre intuitiv erahnen. Sara Wegeners Sopran ist wie geschaffen dafür, sie singt die Gesänge zur Nacht mit reizvoll changierendem Timbre, während der Bariton Robert Koller besonders die Wechsel in der Kopfstimme wirkungsvoll einsetzt.

Sibylle Ehrismann

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