Rolf Hind: Orchestra and Chamber Music

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Artikelnummer: NEOS 11049 Kategorie:
Veröffentlicht am: Juli 31, 2013

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ROLF HIND – ORCHESTER- UND KAMMERMUSIK

Rolf Hind wurde nicht nur durch die zahlreichen Kontakte mit zeitgenössischen Komponisten inspiriert, welche er bei gemeinsamen Aufführungen kennenlernte (eine besondere Verwandtschaft fühlt er u. a. zu Carter, Ligeti, Per Nørgård und Messiaen). Vor allem aber prägten ihn seine zahlreichen Reisen nach Indien und, besonders in den letzten Jahren, die Praxis des Ashtanga Yoga und der Vipassana Meditation. Im Zentrum seines Interesses liegt dabei die Idee, eine musikalische Entwicklung zu beschreiben, die sich, aus dem Chaos kommend, auf die Essenz des Materials reduziert, der Weg von der Verworrenheit zur Transparenz. Dieser Prozess kann Bewegungen und Veränderungen in den Bereichen der Intervalle, der Register, der Tempi und der Instrumente beinhalten.

Der Schlüssel zu dieser engen Verbindung zwischen technischem Apparat und Ausdruckswille, deren zusammenwirkende Hörbarkeit ein zentrales Anliegen in Hinds Ästhetik ist, liegt in der Nutzung fraktaler Prozesse, in denen eine motivische Idee gleichzeitig mit Variationen ihrer selbst, die mit verschiedenen Tempi ausgespielt werden, übereinander geschichtet wird. Auch die Erfahrungen mit der Präparation von Klavieren hat Hind zu einem offenen Umgang mit verschiedenen Klangquellen geführt. Die vorliegende CD präsentiert in drei Werken zahlreiche Beispiele für seine außergewöhnliche Fähigkeit, konventionelle und eher unkonventionelle Klänge zu verbinden.

The City of Love (2001–2002) verwendet drei Texte des Hindi-Dichters Bihari aus dem 17. Jahrhundert, und der Klang des Hindi ist gleichzeitig auch das Herzstück der Musik. Die drei Lieder, die ohne Pause gespielt werden, beginnen in einem zarten, zurückgenommenen Ton. Tatsächlich es ist es für Hinds mehrlagige Musik charakteristisch, dass sie bald Klangfarbe und Ausdrucksintensität wechselt. Cello und Klavier leiten das zweite Lied ein, das zunehmend bewegter wird, wie es Biharis Text entspricht: »Seeing the lover’s flying kite, the lady in the courtyard runs about like a lunatic, touching its lovely shadow«. Im letzten Lied schließlich folgt die Stimme einem Abschnitt in Biharis Text, in dem verschlüsselte Namen ehemaliger Liebhaber hinter vorgehaltener Hand wiederholt werden. Violine und Klavier kehren danach zu D zurück, das von Anfang an den roten Faden des Werkes gebildet hat.

Die Instrumentation von The Eye of Fire (2004) mutet auf den ersten Blick konventionell an, aber die scheinbar einfache Besetzung für Klavier und Streichquartett täuscht über deren weitreichende experimentelle Möglichkeiten hinweg. Das mehrteilige Werk basiert auf Yoga-Positionen, und oft leitet Hind die Aufführungen mit einer Yoga-Demonstration ein. Die vierzehn Positionen sind in drei Gruppen zusammengefasst, die jeweils ohne Pause gespielt werden.

Hind betont, dass eine Kenntnis des Yoga nicht notwendig ist, um der sich entfaltenden Musik zu folgen. Das trifft insbesondere zu, da sich The Eye of Fire entlang einer symphonischen Linie entwickelt. Die drei Teile und vierzehn Unterteilungen (Positionen) bewegen sich durch eine Mischung aus sich entwickelnden Sequenzen und starkem Kontrast, mit einem feinen Gespür für den Impuls sowohl in großer als auch in kleiner Besetzung. Gleichwohl sollen einige Beispiele der verschiedenartigen Verbindung zwischen den Yoga-Positionen und der Musik einen Einblick in Hinds gedankliche Entwicklungen geben.

Teil I beinhaltet sechs Positionen: Corpse (Totenstille / Savasana), Mountain (Berg / Tadasana), Hero (Heldensitz / Virasana), Cobra (Kobra / Bhujangasana), Lion (Löwe / Simhasana), Nataraja (Tänzer / Natarajasana). Die Position »Berg« ist ein aufrechter Stand in Balance. Hind setzt diese und einige andere Positionen als “inneres Erlebnis” in Form mehrstimmig miteinander verwobener Ideen um, die sich mit unterschiedlichen Tempi bewegen. Bei der »Kobra« liegt der Übende auf dem Bauch und erhebt Kopf und Brustkorb in die Rückbeuge. Das musikalische Ziel ist hier abstrakter gewählt, indem das Ensemble unisono den Ton D im selben Register, aber mit verschiedenartigen Vibrati intoniert. Wiederum anders zeigt sich die musikalische Umsetzung des »Tänzers« (Natarajasana oder König des Tanzes), der an Zigeunermusik erinnert.

Die fünf Positionen in Teil II – Child (Kind / Garbahasana), Locust (Heuschrecke / Salabhasana), Tree (Baum / Vrikshasana), Eagle (Adler / Garudasana), Crow (Krähe / Kakasana) – beinhalten ebenfalls verschiedene Zugangsweisen. Das 5/8 Metrum in »Kind« basiert auf dem Yoga-Atemrhythmus von zwei Zählzeiten ein und drei aus, während sich die Klangwelt in »Heuschrecke« (Klavier solo) lautmalerisch entfaltet. Der »Adler« ist eine Position mit verschränkten Armen und Beinen, die meditative Melodie der Musik verwendet den selten gespielten »Raga ohne Grundton«.

Teil III ist der kürzeste, er besteht nur aus drei Positionen: Scorpion (Skorpion / Vrischikasana), The Eye of Fire (Drittes Auge), OM. Der »Skorpion« ist eine der schwierigsten Positionen. Sie wird als Tor zum Erwachen angesehen und beinhaltet einen Unterarmstand, bei dem die Beine, ähnlich dem Stachel des Skorpions, rücklings Richtung Kopf gebogen werden. Hind findet das musikalische Gegenstück, indem er den Instrumenten beinahe Unmögliches abverlangt. Die vorletzte Position »Drittes Auge« ist der Kern des Werkes und wird gefolgt von »OM«. Seine drei gehaltenen G sind gefärbt von einem kurzen Glissando der Viola, in welchem die Eröffnung des Werkes widerhallt.

Maya-Sesha (2007) war Hinds erste Partitur für Orchester. Die Arbeit daran bot ihm die Plattform, über die familiären Klangwelten des präparierten Klaviers hinaus, die Fülle der Möglichkeiten des Orchesters zu erforschen. So verwendet er nicht die üblichen Flöten, sondern Blockflöten, ein Sopransaxophon, ein Akkordeon, eine große Bandbreite an Schlagwerk sowie sechs Stimmen (summend und pfeifend), die im Orchester verteilt sind. Die Streicher bestehen aus vier Soloviolinen, zehn Bratschen, acht Violoncelli und sechs Kontrabässen. Das Werk hat drei Sätze: IntradaMaya (»die äußere Welt«) und Sesha (»was übrig bleibt«).

Ausgehend vom Klang des präparierten Klaviers nimmt Intrada langsam an Substanz und Dynamik zu, das Akkordeon fungiert gleichsam als musikalische Leitfigur und führt das Klavier-Solo in das Werk. Danach folgt Maya, zu dem Hind nach eigener Aussage durch den chaotischen Verkehr auf indischen Straßen inspiriert wurde (es ist überschrieben mit »molto energico, ruvido, caotico«). Selbst hier kann der Hörer Hinds musikalische Schichtung erkennen – den cantus firmus einer Streichermelodie oder die beiden Klarinetten – wie auch die bunte Mischung anderer Klänge und Geräusche, beispielsweise Autohupen. Das stark zurückgenommene Klavier behält seine Präsenz im Hintergrund, weniger denn primus inter pares, bis es den Anstoß zu einem neuen Tempo gibt. Danach bricht es zu einem furiosen Solo auf, das nach und nach von den Orchestersolisten aufgegriffen und schließlich übernommen wird. Ein rapider Schluss beendet den Satz.

Sesha schließlich ist eine Art Meditation, die langsam aus einem leisen Rumoren des Klaviers aufsteigt, um dann in größter orchestraler Klangfülle zu erblühen. Die darauf folgende homophone Klangfläche von Harfe, Celesta, Klavier sowie den vier Soloviolinen evoziert einen Moment verblüffender Klarheit (bezeichnet mit »magico«) bevor das Klavier seine Mitstreiter in eine gleichsam hypnotische finale Auflösung führt.

Adrian Thomas
Übersetzung aus dem Englischen: Alexandra Zöllner

Programm:

Maya-Sesha for piano and orchestra (2007) 22:37

[01] I. Intrada 03:51
[02] II. Maya 10:52
[03] III. Sesha 07:53

Rolf Hind piano
James Crabb accordion
BBC Scottish Symphony Orchestra
Martyn Brabbins
 conductor

The Eye of Fire for prepared piano and string quartet (2004) 27:22

[04] Part I: Corpse 01:03
[05] Part I: Mountain 01:54
[06] Part I: Hero 02:22
[07] Part I: Cobra 00:44
[08] Part I: Lion 00:55
[09] Part I: Nataraja 02:49
[10] Part II: Child 02:12
[11] Part II: Locust 00:23
[12] Part II: Tree 04:09
[13] Part II: Eagle 03:22
[14] Part II: Crow 00:46
[15] Part III: Scorpion 02:17
[16] Part III: The Eye of Fire 03:19
[17] Part III: OM 01:07

Rolf Hind piano
Duke Quartet

The City of Love for voice, violin and piano (2001–2002) 08:44
Live recording

[18] I. 02:44
[19] II. 02:04
[20] III. 03:56

Sarah Leonard voice
David Alberman violin
Rolf Hind piano

total time: 59:04

Pressestimmen:


02.2014

[…] Rolf Hinds Musik ist sehr genau ausgearbeitet, ihr Klangspektrum reicht weit. Der Komponist arbeitet mit gewöhnlichen Sounds, versteht es aber auch, unkonventionelle Klänge sinnvoll einzusetzen oder präpariertes Instrumentarium eloquent in seine Stücke einzubauen. Verwunderlich ist lediglich, dass Hinds Musik, obwohl sie stark von der indischen Kultur beeinflusst ist, gar nicht danach klingt. Sie ist fest in der Klangsprache des Westens verankert, sich ihrer Traditionen und Regeln bewusst. Ob das nun gut oder schlecht ist, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Jedenfalls tappt der Komponist nicht in die Falle, den Sound seiner Musik mit klischeebehafteten Exotismen und Fusionsversuchen zu verunstalten.

Raphael Smarzoch

Musik: 
Technik: 
Booklet: 

 


12.03.2014

www.elartedelafuga.com

Rolf Hind y las inspiraciones opacas

Reconozco que cuando tuve entre mis manos este impecable compacto dedicado en exclusiva al compositor londinense Rolf Hind y leí las notas al disco (también en castellano), me entró un sudor frío debido al celofán budista e hindú que parecía envolver las tres obras que se presentaban. Todos mis temores se convirtieron en gran interés y creciente alegría cuando comprobé que aquellas inspiraciones –sin dudar que sea reales– no se transparentaban en absoluto. Es más, la música de Hind fluye con enorme personalidad sin retrotraerse a nada concreto que no sea un universo personal y decididamente actual.

Neos y la Fundación BBVA hacen efectiva su apuesta por difundir la obra de compositores jóvenes con recorrido e interés y recogen dos grabaciones en directo, magníficas técnicamente, tomadas por la BBC y otra de SWR2, que sirven como toma de contacto y temperatura de la música de Hind. Conocíamos a Rolf Hind como excelente pianista, siempre volcado con la música viva, pero sólo tangencialmente en el universo fonográfico con alguna entrada puntual en Da Capo hace algunos años. Es un compositor que proviene por tanto de la recreación, del proceso inverso. Se trata, por tanto, de un perfil cada vez menos habitual y que en el mundo de la estética contemporánea suele dar con dos posibilidades, el compositor-intérprete que es deudor del repertorio y que a duras penas elude lo que interpreta en su creatividad; y el músico que recurre a referentes externos que sirven como motor compositivo. El creador no intérprete suele obtener pretextos en el estadio estético más puro, con todas las ventajas y los inconvenientes que esto supone. Rolf Hind es decididamente de los que recurren a elementos externos, pero que no llegan a condicionar su propuesta sino que la arropan sin aplastarla.

Tres obras trazan este perfil, dispuestas en orden inverso al cronológico y con el piano como hilo conductor. Llama la atención que siendo un disco externamente muy bien trabajado, como todos los de Neos Music, existan detalles dudosos. Se acredita el piano preparado en The Eye of Fire (2004), pero no en Maya-Sesha (2007) cuando es protagonista y motor sonoro; o la consignación de grabación en vivo en The City of Love (2001-2002) cuando también los son las anteriores. Nimiedades que en modo alguno desvirtúan un disco magnífico, que se abre con un concierto para piano y orquesta, Maya-Sesha, que es la obra más interesante del programa. El trabajo de timbres, desde el piano preparado al acordeón como invitado sorprendente, ofrece un espacio sonoro en tres tiempos de gran coherencia y que se escucha con gusto e incluso hambre. La orquesta se mueve en usos camerísticos que no explotan como bloque sino como células dialogantes sonoramente muy atractiva. Catorce posturas del yoga dispuestas en tres partes son el pretexto de The Eye of Fire, donde encontramos fogonazos de minimalismo junto a procesos fractales en la línea más guerreriana de variantes evolutivos simultáneos en diferentes velocidades. Podemos entender este eclecticismo como una búsqueda o más bien como una clara muestra de la creatividad actual, dinámica en la persecución de sensaciones e ideas válidas sin seguidismos dogmáticos. La voz hace acto de presencia en la obra más antigua y más estéril de la grabación The City of Love, donde encontramos un uso de la vocalidad contemporánea preocupada por ser inteligible y por no desprenderse en exceso del texto.

Siendo el propio autor intérprete de estas primeras grabaciones, sin duda debemos considerarlas como de referencia. Bien definidas y compensadas, son lecturas con unas prestaciones de fraseo y dinámica que logran un bloque coherente y un paseo muy recomendable por la producción de un compositor que merece espacio y tiempo.

JUAN FRANCISCO DE DIOS

 


12/13 – 1/14

Alle anders als die anderen
Neue Musik auf neuen CDs, rezensiert von Max Nyffeler

[…]
“Anders als normal” könnte das Motto über der Komposition “Maya-Sesha” von Rolf Hind stehen. Aber was ist heute schon normal, wenn nicht das Nichtnormale? Auch im Klavierquintett “The Eye of Fire” gibt der 1963 geborene Brite mit hart gezeichneten Klanggestalten den Blick frei auf seine sperrige Gegenwelt, während im Trio “The City of Love”, wo die perkussiven Instrumentalklänge dominieren, die Sopranistin Sarah Leonard mit hochexpressivem Gesang überrascht.
[…]

 

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