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Martin Smolka, Wolfgang Mitterer: Donaueschinger Musiktage 2006 Vol. 3

17,99 

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Artikelnummer: NEOS 10726 Kategorien: ,
Veröffentlicht am: September 15, 2007

Infotext:

Martin Smolka (*1959)
43:43 Semplice (2006)
für alte und neue Instrumente in sechs Sätzen

[01] 09:55 I.
[02] 06:55 II.
[03] 08:20 III.

[04] 05:50 IV.
[05] 09:33 V.
[06] 03:10 VI.

ensemble recherche
Freiburger Barockorchester
Lucas Vis, Dirigent

 

Wolfgang Mitterer (*1958)
22:39 inwendig losgelöst (2006)
für Barockorchester, Ensemble und Electronics

[07] 01:11 leer und klagend
[08] 03:05 rasant

[09] 01:49 ratlos klirrend
[10] 03:58 schrittweise langgezogen
[11] 02:01 beiläufig tänzelnd
[12] 01:29 tosend
[13] 02:29 frei schwebend
[14] 02:41 tränenblind
[15] 01:37 mit einem lachenden auge
[16] 02:19 stundenlang

Wolfgang Mitterer, turntables
Freiburger Barockorchester
Lucas Vis, Dirigent
ensemble recherche
Experimentalstudio für akustische Kunst, Freiburg
Reinhold Braig/Joachim Haas, Klangregie

gesamt 67:40

Pressestimmen:


03.2008


02.2008

 


13.12.2007

Aus alt mach neu

Interpretation: 
Klangqualität: 
Repertoirewert: 
Booklet: 

Eine neue Tradition beginnt sich in Donaueschingen zu etablieren: neben den reinen ‘Uraufführungskonzerten’ entstehen immer öfter Projekte, die sich der Entwicklung neuer musikalischer Konzepte widmen. 2006 wurden drei Komponisten beauftragt, Musik zu schreiben, die bewusst das ‘Alte’ integriert in Form von historischen Instrumenten und Spieltechniken. Das Freiburger Barockorchester, das bereits mit seinem Projekt ‘About Baroque’ bewiesen hat, wie flexibel es sich moderne Klangsprache aneignen kann, avancierte mit dem ensemble recherche zum Protagonisten des Konzertes. Zwei Stücke wurden für die Donaueschingen-Dokumentation 2006 ausgewählt, deren dritte Folge nun bei NEOS erschienen ist.
Martin Smolkas ‘semplice’ für alte und neue Instrumente stellt sich der Dialektik von alter und neuer Klanglichkeit. In einer guten Dreiviertelstunde werden Unterschiede in Stimmung und Klang der Instrumente fein ausgehört: nicht temperierte Töne, mikrotonale Abweichungen, schwebungsreiche Gegenüberstellungen verschiedener Obertonschichtungen und immer wieder Stille als Ziel- und Ausgangspunkt der musikalischen Faktur, erzeugen einen ruhig konzentrierten Fluss, der trotz des beschränkten Materials nie das Gefühl von Leere aufkommen lässt. Die Zeit wird hier außer Kraft gesetzt, in der Beschränkung auf scheinbar kleine Gesten liegt unerhörter Reichtum und durchdringende Intensität. Obwohl Smolka mit dem Simplen kokettiert, zeigt er doch die Komplexität des auf den ersten Blick so Unscheinbaren.
Die Musiker des Freiburger Barockorchesters tun hier, was sie gewohnt sind zu tun: sie erwecken eine angeblich ‘alte’ Klanglichkeit zum Leben und weisen ihre Aktualität auf. Im Zusammenspiel mit den ‘neuen’ Tönen des ensemble recherche entsteht eine homogene Musik, die gewissermaßen Grundlagenforschung des musikalischen Gestus betreibt.
Wolfgang Mitterer hat mit ‘inwendig losgelöst’ ein äußerst innovatives Konzept geschaffen, das sich von dem strengen Korsett der exakten Notierung löst und den Musikern ein Stück der improvisatorischen Freiheit wiedergibt, die jahrhundertelang der musikgeschichtliche Normalfall war. Die Grundlage seines Werkes bildet Georg Philipp Telemanns Wassermusik, interpretiert in Auszügen durch die Musiker des Freiburger Barockorchesters. Die Passagen werden imitiert, gesamplet, elektronisch verfremdet und neu zugespielt. Die Musiker des ensemble recherche spielen zum Teil nach per Kopfhörer zugespielten CD-Tracks, als Imitationsvorlage für nicht exakt notierbare Effekte. Mitterer selbst steuert den Gesamtprozess von seinen Turntables aus.
Das klangliche Ergebnis ist ein virtuoses Verformen von musikalischen Strukturen und Floskeln der Originalvorlage, ein Zusammenprall zwischen alter und neuer Ästhetik, der urknallgleich Neues generiert. ‘inwendig losgelöst’ beeindruckt auch durch das Miteinander von lebendiger Emotionalität und struktureller Komplexität, durch den kreativen Gegensatz zwischen formaler, im Auflösen begriffener Strenge und improvisatorischer Freiheit.
Beide Werke sind ein wunderbares Beispiel für das Potential von Grenzüberschreitung, die mit dem neudeutschen ‘Crossover’ wenig zu tun haben. Hier öffnen sich Perspektiven auf neue Möglichkeiten, gleichzeitig offenbart sich dem Hörer ein selten genauer Blick auf klangliche Wurzeln der heutigen Musik. Bedauerlich nur, dass das Beiheft zur Dokumentations-CD sich auf die Wiedergabe der kurzen Programmnotizen der Komponisten beschränkt. Ein Blick von außen, eine Rückschau vielleicht auf den innovativen Charakter des Projektes, wäre der Tragweite des Ereignisses durchaus angemessen gewesen.

Paul Hübner


11/12.2007

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