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Gilead Mishory: Psalm – Fugitive Pieces – Psalm

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Artikelnummer: NEOS 11022 Kategorien: ,
Veröffentlicht am: Oktober 28, 2011

Infotext:

Psalm – Fluchtstücke – Psalm

Hinter allen Werken dieser CD stehen Worte. Der zweite, zentrale Satz des dreisätzigen Streichquartetts Psalm ist vom gleichnamigen Gedicht Paul Celans inspiriert, das die Sehnsucht nach einem erbarmenden Gott – trotz seiner Nicht-Existenz – thematisiert. Der Text wird von den Streichern in einer Art Sprechgesang rezitiert und bewegt sich zwischen mehreren assoziativen Ebenen, sowohl im historischen wie religiösen Sinne. Motive, die an jüdische Gebetsfetzen erinnern (u. a. mikrotonale Elemente), erklingen neben Elementen der christlichen Choraltradition (Es ist ein Ros entsprungen von Michael Praetorius). Zwei andere Gedichte von Paul Celan – inhaltlich mit Psalm verbunden – sind Inspirationsquellen des ersten und dritten Satzes, ohne jedoch gesprochen zu werden. Im bewegten Schlusssatz Sandvolk wird durch orientalisch angehauchte Motive und Rhythmen die biblisch anmutende Wüstenszene im Gedicht Oben, geräuschlos beschrieben, wobei ein Wort überlebt: Wasser. Motivisch ist dieser Satz eng mit dem Kopfsatz (Auge der Zeit) verbunden.

Hinter dem Psalm für Violoncello und Klavier stehen die Psalmen Davids. Es sind jedoch keine konkreten Psalmen, auf die Bezug genommen wird. Vielmehr kann die Spanne zwischen Psalm 22 (Mein Gott, warum hast du mich verlassen?) und Psalm 23 (Gott ist mein Hirte, mir wird nichts fehlen.) das emotionale Spektrum beschreiben, in dem sich der Rezitierende bewegt: Glaube, Sehnsucht nach Geborgenheit und Schutz Gottes einerseits, Anklage, Zweifel und Verzweiflung andererseits.

Die außerordentlich reiche, pulsierend klingende und poetische Sprache des Romans Fugitive Pieces (Fluchtstücke) von Anne Michaels regte den gleichnamigen Klavierzyklus an, der aus mehreren kurzen Ton-Bildern besteht. Das Buch beschreibt die Geschichte von Jakob Beer, einem jüdischen Kind aus einem Dorf in Polen, das überlebt, nachdem seine ganze Familie von den Nazis erschossen wurde. Erzählt wird seine einsame Flucht in den Wald und Sumpf, seine wundersame Rettung durch den griechischen Archäologen Athos, sein Überleben im Versteck auf der Insel Zakynthos sowie seine obsessive Beschäftigung mit dem Schicksal seiner älteren Schwester Bella und mit ›ihrer‹ Musik, speziell mit den Intermezzi von Brahms und Beethovens Mondscheinsonate. Der Roman spielt gleichzeitig auf verschiedenen Bewusstseins- und Realitätsebenen. (»Every moment is two moments« / »The gradual moment« / »All visible things will be born again invisible«). Die Musik spiegelt diese Beschäftigung mit der Zeit an einigen Stellen wider. Es sind kürzere oder längere, immer flüchtige Momentaufnahmen. Die Zitate aus dem Roman haben die jeweiligen Stücke assoziativ angeregt. Musik ist jedoch im Unterschied zum Wort eine äußerst ungreifbare Substanz und findet oft unerwartete Wege …

Gilead Mishory

Programm:

Psalm (2005) 24:33
for string quartet after poems by Paul Celan

[01] Auge der Zeit 04:27
[02] Psalm 10:51
[03] Sandvolk 09:15

Fugitive Pieces (2004–2005) 28:58
Cycle for piano solo after the novel by Anne Michaels

[04] Blind Guide 01:21
[05] Burst Door 00:36
[06] Milk Teeth 02:01
[07] Running, Falling 02:04
[08] Bella: Brahms 00:44
[09] Purple-Orange 00:41
[10] Into Sound 02:17
[11] Decrescendo 00:27
[12] Dreckiger Jude 03:05
[13] Pedhi mou 02:07
[14] Russian Dolls 01:50
[15] Ritardando 00:30
[16] Zakynthos: Sea 02:30
[17] Zakynthos: Stars 01:41
[18] Zakynthos: Stones 00:52
[19] Ghetto-Lullaby 01:46
[20] Car-Radio 01:11
[21] Bella 03:16

[22] Psalm (2003) for violoncello and piano 18:23

total time 72:11

Auritus-Quartett
Key-Thomas Märkl, violin · Leopold Lercher, violin
Klaus-Peter Werani, viola · Stefan Trauer, violoncello

Gilead Mishory, piano
Julius Berger, violoncello

World Premiere Recordings

Pressestimmen:


02. März 2012

Wörter, Töne, Psalmen
Kammer- und Klaviermusik von Gilead Mishory und Julius Berger
Von Manfred Engelhardt

Er ist bekannt geworden durch seine Auseinandersetzung mit Leo Janácek: Als Erster hat Gilead Mishory das gesamte Klavierwerk des Tschechen eingespielt. Als Komponist sucht der 1960 in Jerusalem geborene Pianist wie Janácek nach Ausdrucksräumen, die von der Sprachmelodie vorgegeben werden. Wort – Klang – Musik sind Parameter, in denen Mishory seine eigene Poesie entwickelt. Drei Werke präsentiert er jetztauf CD: „Psalm“ für Streichquartett und „Psalm“ für Cello/Klavier umschließen „Fugitive Pieces“ für Klavier.

Er reizt alle Möglichkeiten radikaler Klangentfaltung aus

Im Streichquartett „Psalm“ ließ sich Mishory von drei Paul-Celan-Gedichten inspirieren: „Auge der Zeit / das titelgebende „Psalm“ / „Sandvolk“. Für die Streicher reizt Mishory alle Möglichkeiten radikaler Klangentfaltung aus, um Celans Lyrik, dieser apokalyptischen Sinnsuche auf die Spur zu kommen: vom Geräusch zur melodisch gesättigten Vokalise, vom gläsernen Flageolett-Ton bis zum scharf geschliffenen Ausbruch.

In „Psalm“ wird von den Musikern des hervorragenden Auritus-Quartetts der flehend-resignierende Gestus dieses Gedichts in Sprechgesang-Collagen zitiert; die Rahmensätze „Auge der Zeit / Sandvolk“ sind rein instrumentale Assoziationen – bestechende Farben, auch illustrative Anmutungen orientalischer Musik.

„Psalm“ für Cello/Klavier ruft Julius Berger auf den Plan, der darauf spezialisiert ist, mit Klangsensibilität und frappierenden modernen Streichertechniken Kern und Kontext avantgardistischer Kompositionen aufzuspüren. Mit Mishory entfesselt der Augsburger Cellist ein in extremen Bereichen sich bewegendes Ausdruckstableau.

Der Schicksalsweg eines vor den Nazis flüchtenden Kindes

Schließlich kommt das pianistische Solowerk der CD: „Fugitive Pieces“ (Fluchtstücke) nach dem gleichnamigen Roman von Anne Michaels ist ein Zyklus, der 21 Stationen aus dem Schicksalsweg eines vor den Nazis flüchtenden jüdischen Kindes mit signifikanten Passagen dieser lyrisch-expressiv geprägten Sprache als Klangerlebnis nachzeichnet. Auch außerliterarisch – ohne die abgedruckten Textstellen inhaltlich mit einzubeziehen – entfaltet sich dieser brillant von Gilead Mishory selbst gespielte Klavierzyklus spannungsvoll als rein musikalischer Bilderbogen.

Gilead Mishory „Psalm“ for String Quartet after Paul Celan. „Fugitive pieces“, Cycle for Piano after Anne Michaels. „Psalm“ for Violoncello and Piano. Auritus-Quartett; Gilead Mishory (Piano); Julius Berger (Violoncello). NEOS Music. 11022.

http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Woerter-Toene-Psalmen-id19054746.html

 


14.01.2012

 

13.11.2011

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