Anders Eliasson: John-Edward Kelly plays Anders Eliasson

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Artikelnummer: NEOS 11301 Kategorie:
Veröffentlicht am: Februar 6, 2013

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ANDERS ELIASSON – EIN PERSÖNLICHES PORTRÄT

Unter den hunderten Komponisten, mit denen ich gearbeitet habe, nimmt Anders Eliasson einen besonderen Platz ein. Es gibt keinen Komponisten, dessen Musik ich öfter gespielt und dirigiert habe, und keinen, dessen Musik mich tiefer berührt.

Vor Sommer 1984 kannte ich nicht einmal seinen Namen. Im Café Opera in Stockholm unterhielt ich mich mit Sven-David Sandström über Musik aus Schweden und fragte ihn nach den herausragenden schwedischen Komponisten. Da wurde er ungewöhnlich still und schrieb schließlich den Namen Anders Eliasson und dessen Telefonnummer auf eine Papierserviette. Dazu sagte er nur: »Das ist der beste Komponist in Schweden«. Ich war von seinem Kommentar so überrascht, dass ich von der nächsten öffentlichen Telefonzelle aus Anders Eliasson anrief. Eine Stunde später stand ich vor seiner Wohnungstür in Gamla Stan, Stockholms Altstadt.

Die erste Begegnung mit Anders ist mir unvergesslich. Als er mich prüfend ins Visier nahm, hatte ich den Eindruck eines Menschen, der an der Welt und seinem Schicksal schwer zu tragen hatte. Seine blasse Gesichtsfarbe und die dunklen Ringe unter den Augen ließen ihn wie gequält wirken. Seine Augen strahlten jedoch vor Zuversicht und machten deutlich, dass er entschlossen war, gegen die Missstände unserer Zeit zu kämpfen. Wir unterhielten uns bis spät in die Nacht hinein, und ich bekam Aufnahmen einer Reihe seiner Kompositionen zu hören, die noch immer in mir nachklingen: Turnings, das FagottkonzertCanto del vagabondo, die Symphonie Nr. 1. Wie gebannt war ich von der energiegeladenen Schönheit einer großartigen, neuen musikalischen Welt.

Nach jener ersten Begegnung habe ich Anders Eliasson oftmals besucht. Trotz großer Bewunderung für seine Musik hatte ich ihn nie gebeten, etwas für mich zu schreiben. »Er hat wohl Wichtigeres zu tun«, dachte ich mir. Meine Überraschung war daher groß, als Anders mir eines Abends unerwartet eröffnete: »John-Edward, ich werde dir ein Konzert schreiben!« Allein schon die Vorstellung, seine Musik zu spielen, löste bei mir große Freude aus. Wir sprachen dann nicht weiter über seine Absicht, aber anscheinend begannen sich bereits erste Einfälle zu verdichten: Ein kleines Motiv, das er beim Spazieren vor sich hin pfiff, taucht als Keimzelle des 3. Satzes (Fremiti) der Symphonie wieder auf.

Zwei Jahre später, als er mit der Komposition begann, sagte Anders zu mir: »Ich bin nicht sicher, ob es ein richtiges Konzert wird – es ist etwas Größeres«. 1988 hatte er für mich das Poem geschrieben, das ich häufig spielte – bis heute mehr als 200 Mal – und so wartete ich mit großer Spannung auf das neue Werk, egal, wie es heißen sollte. An meinem Geburtstag rief er mich an: »Deine Symphonie ist fertig!« Ende Oktober 1989, kaum zwei Wochen vor der Uraufführung, erhielt ich die Partitur, und mir war sofort bewusst, dass es ein Ausnahmewerk war. Die musikalische Substanz wächst aus dem Saxophon, der ästhetische Schwerpunkt allerdings liegt tiefer als in einem Konzert, während sich die poetische fünfteilige Form dem traditionellen Schema eines Konzerts vollends entzieht: ein Meisterwerk, in dem jedes Detail das Ganze spiegelt, Originalität im wahrsten Sinne des Wortes, eine Musik, deren emotionale Bandbreite von tiefer Innerlichkeit bis zur Ekstase reicht. Es war für mich verblüffend, dass ich die Partitur fast über Nacht auswendig lernen konnte, doch heute weiß ich, dass dies zum Großteil schlichtweg an der Klarheit von Eliassons Musiksprache lag.

Die Musik von Anders Eliasson verweist auf eine ungeheure, multidimensionale, sowohl vielfältig komplexe als auch glasklare innere Tonwelt, einen musikalischen Mikrokosmos, in dem das kleinste Detail aus dem Ganzen abgeleitet ist und zugleich dieses Ganze trägt und in dem nichts dem Zufall überlassen bleibt. Enorme Ausdrucksvielfalt und Energie fügen sich um einen inneren Bereich, der sich in jedem Moment, und sei er noch so dramatisch, seinen zutiefst intimen Charakter bewahrt. In der Symphonie Nr. 3 ist das besonders deutlich ausgeprägt. Ihre musikalischen Bögen entfalten sich aus den gleichsam in sich gekehrten Sätzen 2 und 4, die sie wieder in sich aufnehmen. Alles ist thematisch, selbst die schicksalhaften »Schritte« des Solitudine-Satzes. Eliassons Titel für die fünf Sätze sagen schon alles über die Musik aus: Cerca / Solitudine / Fremiti / Lugubre / Nebbie. Auffallend, dass das Werk mit Suchen anhebt, aber mit demselben Thema fragend ausklingt… Noch eine persönliche Anmerkung: Nirgends habe ich zwei Töne gefunden, die so magisch wirken wie der E–Es Einsatz des Saxophons im 4. Satz (Lugubre).

Ich habe die Partitur der Symphonie Nr. 3 zwei anderen Komponisten gezeigt, die ich gut kannte, Tristan Keuris und Witold Lutosławski. Beide waren sichtlich bewegt und beeindruckt. Tristan Keuris, ein sehr enger Freund und genauer Kenner zeitgenössischer Musik, war fast empört, noch nie von Eliasson gehört zu haben: »Hoe kann het dat ik die man niet ken?« (»Wie kann es sein, dass ich von diesem Mann noch nie gehört habe?«) Es ist schon so: Wir leben in einer Zeit, in der man Berühmtsein mit Größe verwechselt; eine Zeit, in der ein Genie wie Anders Eliasson, der sehr zurückgezogen lebt, der öffentlichen Wahrnehmung völlig entgeht. In einer normalen Welt wäre der Name Anders Eliasson jedem ein Begriff.

Eine weitere Frucht meiner Freundschaft mit Anders Eliasson war die Bekanntschaft mit Juha Kangas, den ich nach der Uraufführung von Eliassons Ostácoli kennenlernte. Anders war überzeugt, Kangas und ich würden musikalisch zueinander passen. Mit Juha und seinem Ostrobothnian Chamber Orchestra spielte ich die Uraufführungen der Saxophonkonzerte von Nicola LeFanu ( NEOS 10910 ), Osvaldas Balakauskas, Pehr Henrik Nordgren und, 2003, von Anders Eliasson. Unvergesslich ist mir eine Szene mit Anders und Juha, kurz nachdem Anders Ein schneller Blick … ein kurzes Aufscheinen fertiggestellt hatte. Auch wenn er die Partitur mit einem beiläufigen »Nur ein kleines Stück…« kommentierte, so war ich dennoch sofort fasziniert. Vom ersten Takt an war Eliassons Sprache erkennbar, sie war jedoch einfacher geworden, verknappt. Im 1. und 3. Satz sind Spuren von schwedischem ›folk-fiddling‹ zu erkennen – vielleicht eine Reminiszenz an seine Ursprünge –  wodurch die Musik eine Unbeschwertheit wie keines seiner Werke zuvor bekommt. Ich nahm mir an Ort und Stelle vor, Eliassons vier Werke für Streichorchester aufzuführen: Desert PointOstácoliSinfonia per archi und Ein schneller Blick. Es ist wohl kein Zufall, dass seine Musik seit der Gründung des Arcos Orchestra ein Schwerpunkt der Programme gewesen ist, dass die erste CD des Arcos Orchestra sich seiner Musik widmet ( NEOS 10813 ), oder dass Anders 2008 der erste Composer-in-Residence von Arcos wurde.

Anders lebt durch und für seine Musik. Er möchte nicht gefeiert, sondern gehört werden. Ich habe erlebt, wie Anders aus einer Probe gestürmt ist, weil der Dirigent abgelehnt hatte, eine falsche Note zu korrigieren, und dass er sich nach einer schwachen Aufführung seiner Musik den Applaus entgegenzunehmen weigerte. Ich habe aber auch erlebt, dass er, gleichgültig von wem die Musik war, nach einer tief empfundenen Aufführung zu Tränen gerührt war. Er ist außerordentlich warmherzig, kann aber auch unangenehm direkt sein. Was ihm fehlt, und was er zutiefst verachtet, ist die heutzutage allgegenwärtige Fähigkeit der ›self-promotion‹. »Es geht um die Musik, nicht um mich«, wie er häufig sagt. Einmal konnte ich ihn beim Komponieren beobachten – sein völliges Aufgehen in seiner Arbeit war zugleich berührend und inspirierend. Die Früchte dieses hingebungsvollen Schaffens gehören mit zum Wertvollsten meines Lebens. Ich bin überzeugt: Wer dieser wahrhaft einzigartigen Musik Herz und Ohr öffnet, wird hineingezogen in die Weiträumigkeit der musikalischen Welt Anders Eliassons. Es ist tatsächlich eine Welt für sich.

John-Edward Kelly, November 2012

 

Ein schneller Blick … ein kurzes Aufscheinen (2003) wurde von der Camerata Roman am 15. November 2003 in Ronneby (Schweden) uraufgeführt.

Das Poem für Altsaxophon und Klavier (1988) wurde von John-Edward Kelly und Amilcar Zani am 12. Dezember 1988 in São Paulo (Brasilien) uraufgeführt. Es basiert auf dem Gedicht Längs radien (»Dem Radius entlang«) von Tomas Tranströmer und ist John-Edward Kelly gewidmet.

Die Symphonie Nr. 3 für Altsaxophon und Orchester (1989) wurde von John-Edward Kelly am 16. November 1989 in Trondheim (Norwegen) uraufgeführt. Dirigent des Trondheim Symphony Orchestra war Ronald Zollman. Das Werk ist John-Edward Kelly gewidmet.

Programm:

John-Edward Kelly plays Anders Eliasson

Ein schneller Blick … ein kurzes Aufscheinen (2003) 16:27
(A Brief Glance … a Fleeting Vision)
Live recording

[01] I Allegro moderato 05:40
[02] II Tranquillo 06:55
[03] III Presto 03:54

Arcos Orchestra
John-Edward Kelly, conductor

[04] Poem for Alto Saxophone and Piano (1988) 11:01
Dedicated to John-Edward Kelly
Re-release of the world premiere recording (col legno, 1991)

John-Edward Kelly, alto saxophone
Bob Versteegh, piano

Symphony No. 3 for Alto Saxophone and Orchestra (1989) 26:59
“Sinfonia concertante”
Dedicated to John-Edward Kelly
World premiere recording

[05] I Cerca 05:03
[06] II Solitudine 08:12
[07] III Fremiti 06:31
[08] IV Lugubre 05:23
[09] V Nebbie 01:53

John-Edward Kelly, alto saxophone
Finnish Radio Symphony Orchestra
Leif Segerstam, conductor

total time: 54:51

Pressestimmen:


07/08 2013

 


03.05.2013

BLICK IN DEN SPALT DER REINEN GEGENWART

Unter den Komponisten unserer Zeit ist der Schwede Anders Eliasson eine absolute Ausnahmeerscheinung. Er gehört nicht nur keiner kategorisierbaren Richtung an. Es ist sogar so, dass sich die Wurzeln seines Schaffens, seiner Tonalität, seines Stils, seiner geistigen Ausrichtung nirgendwo verorten lassen. Wenn es das vielleicht höchste Ziel der „fortschrittlichen“ Komponisten spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieg war und ist, etwas wirklich Neues zu manifestieren (welchen Sinn auch immer dieses Bestreben haben mag), so hat Eliasson wie kein anderer, den wir kennen, dieses Ziel verwirklicht – und dies wahrhaft nebenbei, ohne sein Wollen darauf zu richten, und für die oberflächliche Betrachtung unerkennbar.

Als Kind auf der Trompete ausgebildet und schnell zu einem Jazz-Crack herangewachsen, war es dann vor allem anderen die Begegnung mit der Musik Johann Sebastian Bachs, die seine künstlerische Haltung, seinen Anspruch an das, was uns Musik zu geben habe, prägte. Die Priorität: die Musik muss immer im Fluss sein, sie ist grundsätzlich Bewegung, in allen wesentlichen Parametern, und niemals wird sie statisch. Sie wirkt aus den ihr innewohnenden Kräften heraus, die der Komponist hörend entfesselt, und es ist eine komplette Verfehlung seiner Aufgabe, wenn er versucht, die Musik mit seinem Willen zu steuern. Er setzt nur den Anfang, den ihm die Inspiration zuspielt, sozusagen willentlich, und dann setzt er um, was ihm die musikalische Dynamik befiehlt – wie Jean Sibelius es schon so treffend gesagt hatte, er sei „der Sklave meiner Themen“.

Die wesentlichen Parameter, sagt Eliasson wie die großen Protagonisten der musikalischen Traditionen, sind nicht mehr als drei, und aus ihrem Ineinanderspielen entsteht die prozessuale Energie, die ihre Form sucht: „H2O – Melodie, Harmonie, Rhythmus.“  Klangfarben, Oktavlagen und Lautstärkegrade sind sekundäre Parameter, die sich nicht selbständig strukturieren lassen, auch wenn die Organisation auf dem Papier für Theoretiker den Anschein erwecken mag. Und das Tempo ergibt sich aus der Struktur als Gesamtem, und ist zugleich die Bedingung, dass wir Beziehung innerhalb des Ganzen erleben können.

Eliassons Schaffen ist überwiegend instrumental, doch verdanken wir ihm auch großartige Werke mit Gesang, so das symphonische Oratorium ‚Dante Anarca’, die oratorische Symphonie ‚Quo vadis’, die Monologoper ‚Karolinas Sömn’ und ein paar weitere. Freilich lässt er auch die Instrumente singen, das Verhältnis ist hier durchaus analog zu dem in Bachs Werken. Eliasson ist der führende Symphoniker dieser Epoche, die nicht nur weitestgehend vergessen hat, was ‚symphonisch’ bedeutet (zusammenklingend, in Raum UND Zeit), sondern darin vor allem eine überlieferte Form abfeiert in dem Versuch, sie „aufs Neue zu beleben“.

Totes beleben zu wollen freilich ist, man frage Biologen, Mediziner, ein sinnloses Unterfangen. Es muss lebend empfangen werden. Die große Entdeckung, die Eliasson gemacht hat für nachfolgende Generationen, könnte man so charakterisieren: Die besessene Suche des 20. Jahrhunderts nach einem neuen gültigen Tonsystem, das die Organisation der Mehrstimmigkeit aus der Abhängigkeit von der alten, ausgereizten Dur-Moll-Tonalität herausführen sollte, war bestimmend, bis die ‚Anything-Goes’-Resignation der Postmoderne in den Vordergrund trat.

Schönberg gebärdete sich als neuer Moses, der mit der Zwölftonmethode ein Garantiesystem für ‚Atonalität’ zur musikalischen Weltherrschaft führen wollte, das in seinen Grundlagen alles andere als atonal war und von seinem Schüler Anton Webern zu hermetischer Vollendung gebracht wurde. Andere, wie beispielsweise Messiaen oder Boulez, suchten weiter nach einer Tonorganisation, die die alten Zusammenhänge negieren und mit neuen, künstlich arrangierten Formeln sich bilden sollte.

Doch alle Spekulation sollte zu keiner grundlegend neuen Entdeckung führen, sondern zu nichts als erklügelten Sonderfällen wider die altbewährte Tonalität. Eliasson entdeckte schlicht einen Spalt, durch den er den Blick in eine andere Welt erhaschte, in welcher sich aufgrund der gleichen Gesetze die Beziehungen in alternativer Verwandtschaft aufbauen, eine Art ‚triangulatorischer Harmonik’, die an der nächstliegenden Verwandtschaft über die Quinte vorbei die kleine Terz als Primärverbindungsglied anzieht.

Daraus entsteht vollkommen natürlich eine Musik, die in keinem bestehenden Gravitationszentrum mehr zur Ruhe kommt, die immer in einem schwebenden oder, wenn der Komponist die Kraft besitzt, die Kräfte zu bündeln, in einem fliegenden Zustand ist, der sie zwischen meist drei gleichzeitig wirkenden, ständig wechselnden Anziehungsfeldern hindurch navigiert.

Es ist wirklich die Erfahrung ganz anderer Energien und Räumlichkeiten, die der Hörer in dieser Musik macht, sobald er den ‚Einstieg’ gefunden hat. Und den Einstieg finden bedeutet hier: absolute Gegenwärtigkeit, das Loslassen jeglicher Sentimentalität, also jener Trägheit, die mich dazu verführt, in bestimmten Zuständen, Empfindungen, Stimmungen verweilen zu wollen. Sei ein aktiv empfangender Hörer! Folge dem Jetzt! Das eröffnende Streichorchesterwerk ‚Ein schneller Blick … ein kurzes Aufscheinen’ in einem Satz, der sich in drei Sätze (schnell – langsam – schnell) gliedert, entstand 2003.

Es ist nach Eliasson-Maßstäben ein eher lichtes, in den Details einfacheres Werk, gleichwohl fürs konzentrierte Hören von höchstem Anspruch, und vom New Yorker Arcos Orchestra unter John-Edward Kelly live fulminant realisiert. Kelly ist, wie auch der finnische Orchesterleiter Juha Kangas (Gründer des Ostrobothnian Chamber Orchestra), einer der Musiker, die schon vor Jahrzehnten die singuläre Bedeutung dieser Musik erkannten und sich seitdem stets und überall dafür einsetzen.

Das Poem für Altsaxophon und Klavier (1988) spielt Kelly in astreiner Symbiose mit seinem langjährigen Duopartner Bob Versteegh, mit schlackenfrei edler Tongebung und charakteristischem Ausdruck.

Die Dritte Symphonie von 1989 trug ursprünglich auch den Beititel ‚Sinfonia concertante’ und ist ausdrücklich kein verkapptes Solokonzert für den Altsaxophonisten, sondern ein fünfsätziges Werk für Orchester mit solistischem Saxophon als durchgehendem Akteur auf der Szene. Diese Symphonie ist, für die meisten Hörer, unmittelbar zu erleben als ein dramatisch mitreißendes Werk von extremen Gegensätzen, machtvollen, dabei stets auch irregulär überraschend aufgebauten Steigerungen und Zuspitzungen, intensiv inniger Sanglichkeit, frenetischer Ausgelassenheit, immer wieder auf dem Sprung „von der Klippe“, und phänomenal orchestriert. Und es gibt keinen Komponisten, dessen Orchester „besser“ klänge als das von Eliasson.

Die Darbietung von Widmungsträger Kelly und dem Finnischen RSO unter Segerstam ist von großer Kraft, Präzision und Intensität. Die fünf Sätze der Dritten Symphonie tragen die Titel: Cerca (Suche), Solitudine (Einsamkeit), Fremiti (Beben, Schaudern), Lugubre (traurig) und Nebbie (die Nebel); der Höhepunkt des Werkes liegt am grenzüberschreitenden Übergang der erregten Fremiti zum inneren Schmerz des Lugubre, dessen Thema eine wundersame Verwandtschaft zum Todesthema von Anton Bruckners Achter Symphonie aufweist – in diesem Moment offenbar archaischer Ausdruck einer Verwandtschaft der Seelenzustände.

Diese Musik transzendiert ihr Material, und auch von daher ist die Frage nach dem verwendeten Material sekundär, die Frage des ‚Wie’ hingegen von höchstem Interesse. Der Hörer braucht kein Vorwissen, doch umso mehr Gegenwärtigkeit.

Christoph Schlüren

http://the-listener.de/

 


08.03.2013

Par Frédérique

J’ai écouté

Le suédois Anders Eliasson, un compositeur contemporain méconnu

Anders Eliasson, compositeur suédois contemporain, est peu connu en France, ce qui n’est pas le cas en
Scandinavie. Cet homme secret et réservé dont la musique semble austère au premier abord cache une personnalité entière et généreuse. Ce très bel album du label Neos (prise de son et présentation soignées comme à l’habitude), est une occasion intéressante de le découvrir.

La musique d’Anders Eliasson est inclassable. Venu du Jazz, il a refusé de se laisser enfermer dans les carcans imposés par certains courants musicaux du 20e siècle. Trompettiste de formation, il a beaucoup écrit pour les instruments à vents comme ici pour son ami le saxophoniste John-Edward Kelly à qui il a dédié ce Poème pour sax alto et piano ainsi que la 3e Symphonie pour saxophone alto et orchestre (ici en première mondiale).

Anders Elliasson est un homme tourmenté, sa musique aussi. L’écriture en est complexe, les oeuvres sont le fruit d’un travail très profond sur la forme, la structure mais aussi sur le message que le musicien souhaite faire passer, ce qui leur donne une grande charge émotionnelle et les rend en fait très accessibles.

La première pièce, Ein schneller Blick, est un exemple d’écriture pour cordes où le travail sur les couleurs est poussé à l’extrême. Intercalé entre les deux pièces orchestrales, le Poème pour saxophone alto et piano est, de part son effectif, de facture plus dépouillée, mais le discours est toujours aussi dense. Le saxophone de John-Edward Kelly s’élève comme une plainte, une interrogation qui peine à trouver des réponses, parfois soutenu, parfois tourmenté, parfois agacé par le piano. La Troisième Symphonie pour saxophone alto et orchestre est une oeuvre monumentale à tous points de vues. Si malgré la présence d’un instrument soliste, cette pièce est une symphonie, c’est justement à cause de sa dimension et de la façon dont le soliste fait corps avec le reste de l’orchestre. Les titres des mouvements annoncent la couleur : Solitudine, Lugubre. La tonalité générale est plutôt sombre mais l’oeuvre n’est en rien austère grâce à la grande richesse de l’écriture.

Si Anders Eliasson compose pour des formations très diverses, les pièces pour orchestre me paraissent les plus attractives et celles où sa personnalité, son travail minutieux du contrepoint transparaissent le mieux. S’il faut a priori plus d’une écoute pour entrer dans son univers, une fois la porte franchie on découvre des merveilles et on ne regrette pas le détour.

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